SCHWABACH – Ob krankheitsbedingte Isolation oder einsames Weihnachtsfest: Viele Menschen kämpfen darum, Anschluss zu finden. Unterstützung bekommen sie von zwei Schwabacher Initiativen, die nun für ihre Arbeit mit dem Integrationspreis ausgezeichnet wurden.
Niemand ist gerne einsam. Niemand freiwillig krank. Und doch gibt es viele Menschen, deren Alltag von genau dem geprägt ist. Und dann wiederum gibt es Menschen, die alles daran setzen, um Wege und Mittel zu finden. Gegen Einsamkeit. Gegen das Gefühl, von einem aktiven Lebensstil ausgeschlossen zu sein. Zwei dieser Initiativen rückten am Freitagabend ins (ungewohnte) Rampenlicht: Die Sportgruppe „PingPongParkinson“ und die Weihnachtsaktion „Gemeinsam statt einsam“ wurden mit dem erstmals geteilten „Integrationspreis“ der Integrationsstiftung in Kooperation mit der Stadt Schwabach bedacht.
Neben dem Stiftungsbeirat hatten sich Schüler und Schülerinnen des Adam-Kraft-Gymnasiums intensiv mit den „vielen Bewerbungen“ befasst. „Die Zahl ist schon erstaunlich und ist ein tolles Zeichen für eine vergleichsweise kleine Stadt“, bemerkte dazu die Vorstandsvorsitzende der Integrations-Stiftung, Dr. Anja Ellrich.
Herzensprojekte gegen Einsamkeit
Eine Feststellung, die sie mit Moderations-Debütantin Angelika Preinl teilte, die flott durchs Programm führte. Dabei aber dennoch den eigentlichen Hauptprotagonisten Zeit und Raum ließ, um sich und ihre Herzensprojekte vorzustellen.
Projekte, die unterm Jahr vielleicht gar nicht so wirklich von der breiten Öffentlichkeit bemerkt werden. Weil sie weder von einem – der Einsamkeit – noch von dem anderen – der Nervenerkrankung Parkinson – betroffen ist.
„Wenn man an der Platte steht. Da ist alles weg. Die Krankheit, die Ängste, die Isolation, in die einen Parkinson treiben kann“, beschrieb Sven Trautner, der Initiator und „Motor“ der noch jungen Schwabacher TV 48 Abteilung „PingPongParkinson“.
Sport lindert die Symptome
PingPongParkinson: Tischtennis hilft gegen die Krankheit Parkinson
Hier spielen Nicht-Erkrankte zusammen mit Parkinson-Patienten „just for fun“ Tischtennis. „Und zwar in jeder Konstellation. Gesund mit krank, Alt und Jung, Erfahrene und Anfänger. Viele haben schwere Bedenken, ob sie sich das Tischtennisspielen zutrauen. Aber alle, die sich überwunden haben und zu uns kamen, sind geblieben“, warb Trautner für diese Form der sportlichen Integration. „Unser Sport bringt uns sowohl motorisch als auch sozial so viel“, bekräftigte er.
Eine Einschätzung, die Laudator, Dr. Martin Winterholler, Chefneurologe am Rummelsberger Krankenhaus, nur wärmstens unterstreichen konnte.
Erster Preis an „PingPongParkinson“
Eine Kombination, die auch die Jury aus Stiftungsbeirat und Schülern voll überzeugt hat. Denn beide sprachen sich einstimmig dafür aus, den 1. Preis des Integrationspreises 2023 an „PingPongParkinson“ zu verleihen.
Damit nicht genug: Heuer gab es erstmals einen Zweitplatzierten. Nämlich die Weihnachtsaktion „Gemeinsam statt einsam“, getragen von vielen Ehrenamtlichen mit finanzieller und organisatorischer Unterstützung von Arbeiterwohlfahrt, Stadt- und Werbegemeinschaft Schwabach sowie evangelischer Kirche
Die Initiative und 2. Preisträgerin „Gemeinsam statt einsam“, die von verschiedenen Institutionen getragen wird, wurde vertreten durch Hartmut Hetzelein (Arbeiterwohlfahrt, li.), Bruno Fetzer (Stadt- und Werbegemeinschaft Schwabach, 2. von li.) und Pfarrer Dr. Paul Zellfelder (Mitte hinten). Mit auf dem Foto: Moderatorin Angelika Preinl (hinten rechts), OB Peter Reiß und Vorstandsvorsitzende Dr. Anja Ellrich (Mitte vorne).© Claudia Weinig, NN
Das Prinzip: Seit 2017 sind am Weihnachtsabend alle – gleich welchen Alters, welcher Konfession, mit welchem sozialen Hintergrund – eingeladen, den Weihnachtsabend im Evangelischen Haus gemeinsam zu genießen. Bei gutem Essen und einer Geschenke-Tombola – beides ist nur durch Spenden möglich. Gemäß des Mottos „Gemeinsam statt einsam“.
Bisher hat es immer für volles Haus gesorgt. Rund 150 Menschen – mehr passen in den Saal nicht hinein – waren und sind in jedem Jahr dabei.
„Das muss man erleben, wie besonders, wie schön diese Atmosphäre hier ist“, würdigte Laudator OB Peter Reiß diese Gemeinschaftsinitiative.
Werbegemeinschaft, Awo, Kirche und Casa Warum es Sinn macht, solche Initiativen, wie „PingPongParkinson“ und „Gemeinsam statt einsam“ öffentlich zu würdigen, verdeutlichte Angelika Preinl.
Integration sei das Gegenteil von Diskriminierung – gleich ob wegen ethnischer Herkunft, wegen Behinderung, bezüglich des Geschlechts oder wegen des Alters. Diskriminierung werde oft aber schweigend hingenommen. „Umso wichtiger ist es, den Menschen zu danken und ihre Hilfe öffentlich zu machen, die sich gegen eine solche Diskriminierung wenden und die Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit den Randgruppen nicht die Oberhand gewinnen lassen – denn für sie steht am Anfang die Tat und nicht das Wort! Eine Aussage, die – einmal mehr – ganz sicher und zweifellos auf die beiden Preisträger des Integrationspreises Schwabach 2023 zutrifft.
Neue Moderatorin – gleichbleibende Werte
Die Integrationsstiftung Schwabach wurde 2015 vom Unternehmer Bernd-Dieter Jesinghausen gegründet. Nach seinem Tod im Jahr 2020 übernahm Tochter Dr. Anja Ellrich den Vorsitz. Der Integrationspreis, der mit insgesamt 5000 Euro dotiert ist, wird seit 2017 von der Integrationsstiftung in Kooperation mit der Stadt Schwabach verliehen.
Für Stiftungsgründer Jesinghausen, der mit seiner Familie die Stiftung mit einem beträchtlichen Kapital ausgestattet hat, bedeutete Integration nicht nur das Fördern des Zusammenlebens von Schwabachern und Migranten. Es ging ihm auch darum, Hürden für Menschen mit Behinderung abzubauen, sozial Schwächere in die Gesellschaft zu integrieren sowie alte und kranke Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.
Am Freitagabend wurde der Preis zum siebten Mal verliehen. Erstmals übernahm Neu-Stiftungsbeirätin Angelika Preinl als Nachfolgerin des bisherigen Moderators und früheren Beiratsvorsitzenden Richard Schwager Organisation und Moderation. Schwager hatte seine Aufgabe sowie den Vorsitz abgegeben. Sein Nachfolger ist seit Juli Schwabachs Alt-Oberbürgermeister Matthias Thürauf. Und noch eine Premiere: Erstmals wurde der Preis, der heuer in Kooperation mit Schülern und Schülerinnen des Adam-Kraft-Gymnasiums verliehen wurde, zweigeteilt: An „PingPongParkinson und an „Gemeinsam statt einsam“.

